Werke des Bildhauers Constantin Starck
in Dörfern im Kreis Neustettin, Hinterpommern, und in Österreich

Klaus Garcke

Constantin Starck (1866-1939) war im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts ein viel beachteter Bildhauer und Medailleur. Er war in Berlin tätig.

Der in Riga geborene Sohn eines Pfarrers schuf in Berlin, wo er in den 90er Jahren Meisterschüler von Rheinhold Begas gewesen war, für die Treppenhalle des Preußischen Abgeordnetenhauses (jetzt Berliner Abgeordnetenhaus) die Monumentalfiguren der Weisheit, Gerechtigkeit, Königstreue und Beredsamkeit, für das Preußische Herrenhaus in der Leipziger Straße (heute Bundesrat) die Figuren der Vaterlandsliebe und der Königstreue und für den Riesenbau der preußischen Staatsbibliothek Unter den Linden erstellte er die Kolossalstatuen „Wissenschaft“ im Ehrenhof (1914/15) und „Venedig“ und „Florenz“ an der Fassade (1908). 1908 wurde er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.

Wie kamen Werke von Constantin Starck in Dörfer im Kreis Neustettin und nach Österreich?

Starck war verheiratet mit Anna Margarete Bluth (1865-1927), ihrerseits Tochter eines Pfarrers. Die Familie Bluth war verwandt mit der Gutsbesitzerfamilie von Bonin – ein Fräulein von Bonin in Wulflatzke heiratete den Pfarrer Bluth im gleichen Dorf. Bluths pflegten Familienbeziehungen auch mit den Verwandten der Bonins im Kreis Neustettin, so mit den von Hertzbergs in Lottin. Über die Bonin und Hertzbergs wird der Berliner Bildhauer auch den benachbarten, mit Hertzbergs verwandten Gutsbesitzer Dennig in Juchow kennen gelernt haben.

1895 schuf Starck eine Marmorbüste von Ina Dennig (1870-1937), der Ehefrau von Dr. Georg Dennig (1852-1930). Dieser war zusammen mit seinem jüngeren Bruder Heinrich (1855-1928) Besitzer des Gutes Juchow und weiterer benachbarter Güter in Hinterpommern. Ina war eine geborene Eschenburg aus Lübeck. Von der Büste ist heute in Berlin in privater Hand eine Bronzefassung vorhanden. Das Original, in Juchow vergraben, wurde erst 2013 dort wieder entdeckt.

Von Georg und Ina Dennig fertigte Starck auch Portraitmedaillen, die - in Bronze - heute noch im Besitz der Nachkommen sind.

Georg und Ina Dennig hatten sechs Kinder. Die älteste Tochter Luise, 1891 geboren, heiratete

Sigward von Hertzberg. Von Sigwards Vater, Ernst von Hertzberg (1852-1920), Besitzer des Gutes Lottin, schuf Starck 1919 in Gips eine Büste, die in der Grossen Berliner Kunstausstellung 1922 gezeigt wurde.

Die zweite Tochter Hildegard, 1894 geboren, war mit Karl Stangen, Besitzer des nicht weit entfernten Gutes Altbärbaum, verheiratet. Für das Stangensche Gutshaus erstellte Starck 1934 drei Schmuckteile für einen Kamin. Je eine Reliefplatte aus Stein rahmte den Kamin. Sie trugen je eine weibliche Gestalt, die Winter und Sommer symbolisierten. Auf der Ofenplatte aus Eisen war ein reiherartiger Vogel abgebildet, der sich aus Feuer in die Luft aufschwingt. Ein Patenjunge des Bildhauers ließ um 1980 von dem Gips-Original des Reliefs einen Bronze-Nachguss herstellen.

Der Sohn Hermann, das dritte Kind von Ina und Georg Dennig, 1898 geboren, nahm am Ersten Weltkrieg teil und starb 1917 an einer Kriegsverletzung in Lemberg. Nach dem Krieg schuf Starck ein Portrait von Hermann als Relief, das in der Patronatsloge der Juchower Kirche angebracht wurde. Dort befindet es sich heute noch.

Der zweite Sohn Heinrich Jürgen (1901-1943) und seine Frau Erika, geborene Volckerts, stifteten 1930, dem Jahr ihrer Verheiratung, der Juchower Kirche ein Relief aus Lindenholz „Lasset die Kindlein zu mir kommen“, das Starck gleichfalls geschaffen hatte. Es ist heute noch in dieser Kirche.

Dr. Georg Dennigs jüngerer Bruder Heinrich (1855-1928) kaufte 1903 das Schloss St. Gotthard bei Graz in Österreich, wo er sich auch verheiratete. Im Sommer lebte er jedoch weiter häufig für einige Monate in Juchow. Von seinem Sohn Dr. Gero Dennig (1905-1983) schuf Starck in Gips eine Büste. Die Büste, auch durch einen Eintrag in den Katalog der Herbstausstellung der Akademie der Künste zu Berlin 1925 überliefert, steht noch heute in St. Gotthard.

Ein Jahr später gestaltete Starck auch eine Büste von Heinrichs Tochter, Ina Dennig (1909-1985), später verh. Zellweger. Sie ist im Katalog der Frühjahrsausstellung der Akademie der Künste zu Berlin 1926 aufgeführt und befindet sich heute bei Nachkommen in Graz.

1920 schuf Starck Kriegerdenkmäler für Lottin und für die nicht weit davon entfernte Gemeinde Vangerow, 1926 für das gleichfalls benachbarte Ratzebuhr.

Der künstlerische Nachlass des Bildhauers wird von einer in Bonn-Bad Godesberg wohnenden Enkelin bewahrt. Zu Starcks Gesamtwerk erschien 1993 eine umfangreiche Dissertation, in der an Hand von Originalarbeiten, von Aufzeichnungen des Künstlers und anderer Unterlagen die Arbeiten beschrieben und vielfach auch abgebildet sind (Verfasser Sabine Hannesen, Berlin).